Und wieder ist ein Monat rum und ich konnte ein paar Bücher lesen, die ich euch kurz vorstellen möchte! Mit dabei ist ein wilder Tanz mit Mikroben, eine Genpoolparty, eine großartige Biographie und einige, berühmte Mathematiker!
Da unser Internet Mitte des Monats für eine Woche lang komplett tot war und am Ende noch einmal für mehrere Tage, habe ich deutlich mehr gelesen – was einmal mehr gezeigt hat, dass man sich dafür viel zu wenig Zeit nimmt, wenn das Netz läuft… Aus dem Grund kommt dieser Artikel auch erst heute und nicht wie sonst am 1. des Monats. Aber los geht es mit den Büchern!
Erinnert ihr euch an diese Fernsehwerbung, in der lauter kleine Mikroben durch das Bild krabbelten, die dann von irgendeinem antibakteriellen Spray vernichtet wurden? Ehrlich gesagt beginnt bei mir alles zu jucken, wenn ich soetwas sehe… Die Vorstellung, dass wir nicht allein sind und lauter Mikroben mit uns zusammenleben, ist mir zwar keineswegs neu, aber doch eher schwierig für mich. Insofern kostete die Lektüre des Buches „Zu Risiken und Nebenwirkungen fragen Sie Ihre Türklinke“ ein wenig Überwindung… Ist vielleicht albern, entspricht aber der Wahrheit.
Wie extrem dieses Zusammenleben ist, erklärt uns Susanne Thiele in ihrem neuesten Buch und auch wenn mir selbstverständlich klar war, dass wir von Kleinstlebewesen umgeben sind, muss ich sagen, dass ich schon etwas erstaunt war, WIE eng dieses Zusammenleben ist. Der erste Teil des Buches nimmt uns mit durch eine Erdgeschichte der Mikroben, es gibt viel Begriffsklärung und auch einiges an Studienergebnissen, wie eng das Zusammenleben zwischen uns und unseren Mikrobenmitbewohnern ist (oder ist es umgekehrt?).
War euch beispielsweise klar, dass wir alle 2-3 Kilo Mikroben mit uns herum schleppen?! Die meisten davon sind nicht nur harmlos, sondern sie helfen uns beim alltäglichen Leben grundlegend.
Im zweiten Teil geht es einmal quer durch unsere Wohnungen, wir schauen uns quasi Zimmer für Zimmer an und bekommen einen Blick durch’s Mikroskop. Das ist unfassbar spannend – zwischendurch bekommt man bei der Lektüre wirklich das Gefühl, dass eher die Mikroben uns dulden und benutzen und nicht unbedingt andersherum. Vermutlich ist es in Wahrheit einfach eine Symbiose, die noch deutlich mehr erforscht werden muss in den nächsten Jahren. Oben drauf gibt es auch noch einige praktische Tipps, wie man unliebsame Kleinstlebewesen reduziert.
Mein Fazit: Ein sehr spannendes Buch! Das Thema ist allgegenwärtig, aber dadurch, dass die Mikroben unter unserem Radar leben, nehmen wir sie nicht so sehr wahr. Trotzdem gehören zu diesen Lebewesen weit mehr als Krankheitserreger und es ist keine Lösung und auch nicht erwünscht, auf alles antibakterielles Putzmittel geben. Ein tolles Buch, leicht geschrieben und mit vielen Quellenangaben versehen!
Susanne Thiele bloggt auf Mikrobenzirkus, schaut dort doch auch mal vorbei.
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Weiter geht es mit dem zweiten Buch und wir bleiben gleich bei der Biologie: Es geht um die Genetik des Menschen!
Genetik ist das Thema, was mich in der Biologie immer am meisten interessiert hat und so war ich entsprechend gespannt auf das neue Buch von Martin Moder – übrigens dem ersten Science Slam Europameister und promoviertem Molekularbiologem.
Was das Buch nicht ist: Eine Einführung in die Genetik. Dafür gibt es auch genügend andere Bücher. Ein wenig Grundverständnis sollte man am besten mitbringen, dann liest sich das Buch leichter und sicherlich informativer. Was man stattdessen bekommt: Eine Übersicht über das, was im Moment in der Genetik möglich ist, einige Ideen und Forschungsideen, die aktuell bearbeitet werden – wie beispielsweise die Forschung an Magic Mushrooms, die seit einigen Jahren aus der Esoterikecke rausgeholt und untersucht werden, wobei es einige Studien gibt, die hilfreiche und sinnvolle Verwendungszwecke zeigen. Risiken und Chancen werden gleichermaßen thematisiert. In einem (von 4) ganzen Kapitel geht es um die Intelligenz des Menschen, die genetischen Komponenten und ob und wenn ja, wie man sie steigern kann. Quasi nebenbei wird auch noch mit einigen Märchen aufgeräumt, beispielsweise der Intelligenzsteigerung durch Hören von klassischer Musik oder ähnlichem.
Den teils schnodderigen, immer wieder ins Provokante abdriftenden Schreibstil kann man besonders toll oder auch nervig finden. Ich habe ihn beim Lesen oft ausgeblendet oder fand auch einige Passagen lustig (man darf es halt nicht zu ernst nehmen, wenn er beispielsweise die letztes Jahr mit dem Nobelpreis ausgezeichnete Methode der gerichteten Evolution als „Intelligent Design für Depperte“ bezeichnet). Was ich viel wichtiger finde, ist der Inhalt und der ist durchweg spannend, wirkt gut recherchiert und man bekommt beim Lesen das Gefühl, ein wenig mikrobiologische Forschungsluft zu schnuppern.
Im Anhang gibt es ein ausführliches Literaurverzeichnis mit Quellen und ein Register, für alle, die nach einem konkreten Buzzword suchen.
Mein Fazit: Wer sich für die Chancen, Probleme und Zukunftsideen in der Genetik des Menschen interessiert, dem sei dieses Buch empfohlen! Es bringt uns auf unterhaltsame Weise den aktuellen Stand der Forschung näher und geht auch auf einige Lehren aus der Vergangenheit ein.
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Das dritte Buch habe ich innerhalb von 24 Stunden gelesen! Es behandelt das Leben und die Forschung von Lise Meitner.
Lise Meitner hat zu einer extrem spannenden Zeit gelebt: Geboren 1878, setzte sie mit viel Fleiß und Durchsetzungsvermögen durch, dass sie eine Externistenprüfung über die Matura ablegen durfte und promovierte schließlich als zweite Frau überhaupt in Wien. Ab 1907 lebte sie in Berlin, wo sie die meiste Zeit ihres Lebens verbrachte und sich nach einer Eingewöhnungszeit sehr wohl fühlte. Sie arbeitete hier als Assistentin von Max Planck und forschte schließlich mit und parallel zu Otto Hahn. Immer wieder stieß sie dabei an scheinbar unüberwindbare Grenzen, weil sie eine Frau war und setzte sich trotzdem letztlich bei fast allen durch – aber das ist einen eigenen Artikel wert. Auch über ihre gerade noch geglückte Flucht aus Nazi-Deutschland, ihre schwierige Zeit im schwedischen Exil und den Lebensabend in Cambridge erzählt das Buch.
Das Buch zeichnet anhand vieler persönlicher Aufzeichnungen, vor allem aus ihren zahlreichen Briefen an Freunde und Kollegen, ihr Leben, ihre Ansichten und die Forschungsergebnisse nach. Gerade diese Quellenanlage und die Beschreibung anhand dieser hat mich an der Biographie überzeugt. Hier wird wenig ausgeschmückt, Vermutungen werden immer als solche gekennzeichnet und am Ende des Buches gibt es ein ausführliches Quellenverzeichnis.
Mein Fazit: Ein extrem spannendes Buch über eine große Forscherin, eine extrem bedeutende Wissenschaftlerin und ihre Zeit. Wer mal wieder eine richtig gute Biographie lesen möchte, sollte zu diesem Buch greifen!
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Bleiben wir einfach direkt bei Biographien, in diesem Fall 25 Größen der Mathematik über die Ian Stewart schreibt!
An Ian Stewart kommt man als mathematisch interessierter Mensch nicht vorbei, vor allem nicht, wenn man auch gern das ein oder andere populärwissenschaftliche Buch liest. In diesem Buch hat er sich also 25 bedeutenden Mathematikern angenommen. Zeitlich erstreckt sich der Bogen über 2500 Jahre, es hat sich Mühe gegeben, möglichst auch einige nicht-europäische Mathematiker aufzunehmen und vor allem auch ein paar (Lovelace, Noether, Kowaleskaja) Frauen einzubeziehen.
Jedem Mathematiker wird ein Kapitel bewidmet und es gibt jeweils einen biographischen – zeitgenössischen und einen mathematischen Teil. Das ist sicherlich eine sinnvolle Aufteilung, weil man etwas von beiden Seiten lernt. Ich persönlich hätte gern noch mehr Biographisches gelesen, über die Mathematik kann man leichter selbst recherchieren und hat auch schon viel gelesen.
Leider sind bei der Übersetzung aus dem Englischen einige Fehler oder mindestens „Unschönheiten“ passiert. Man kann mathematische Begriffe nicht einfach wörtlich übersetzen, das passt manchmal, oft aber auch nicht. Hier wäre es schöner, wenn beim nächsten Mal ein Übersetzer die Arbeit übernehmen könnte, der mehr von Mathematik versteht. (Ich stehe gern zur Verfügung. ;-))
Mein Fazit: Natürlich reichen 450 Seiten und 25 Lebensbilder nicht aus, alle wichtigen Mathematiker zu beschreiben. Trotzdem ist das Buch eine gute Übersicht und die Lektüre lohnt sich! Ian Stewart schreibt einfach tolle Bücher, die kurzweilig zu lesen sind, aber inhaltlich trotzdem wertvoll.
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Und auch gemeinsam mit dem kleinen Forschermädchen habe ich diesen Monat einige neue Bücher genauer unter die Lupe genommen!
Starten wir mit dem Panoramabuch zum Thema „Unser Sonnensystem“. Das Buch an sich sieht erst einmal recht unspektakulär aus, umso toller ist es dann, wenn man es öffnet. Es hat keine normalen, einzelnen Seiten, sondern das Buch lässt sich komplett ausklappen. Vor einem liegt dann das gesamte Sonnensystem ausgebreitet. Auf der einen Seite sieht man einfach die ganzen Planeten, die Sonne, Kometen, Satelliten oder auf die ISS. Auf der anderen Seite sieht man im Prinzip noch einmal das gleiche, dazu gibt es aber auch kleine Fakten, bei den Satelliten stehen die Jahreszeiten des Starts dabei, auch zu den Planeten gibt es die wichtigsten Daten (Entfernung zur Sonne, Durchmesser, Monde, Tag, Jahr) und kleine Informationen.
Mein Fazit: In dem Buch kann man sowohl als Kind, als auch als Erwachsener ewig stöbern und findet immer wieder etwas Neues. Die Illustrationen sind toll und eignen sich auch prima zum Abmalen. Besonders gefällt uns, dass nicht nur die Planeten abgebildet wurden, sondern auch Zwergplaneten, die Monde der Planeten, der Kuipergürtel und vieles andere.
Das zweite im Bund ist ein tolles Stickerbuch zum Thema „Abenteuer Raumfahrt„!
Stickerbücher sind bei uns seit letztem Herbst ein ziemlicher Renner und klar freuten wir uns beide, als wir dieses zum Thema Raumfahrt entdeckten. Es gibt insgesamt 14 Themen, zu denen es meist jeweils eine Doppelseite Platz gibt. Auf den Seiten an sich sieht man dann erst einmal den Hintergrund und kann ihn mit den enthaltenen Stickern füllen. Themen sind hier beispielsweise die Astronautenausbildung, das Anziehen eines Raumanzuges, das Schweben in der Schwerelosigkeit, das Kontrollzentrum, Leben in der Raumstation oder sogar die Landung auf dem Mond oder ein Alienraumschiff. Besonders gut an diesem Heft gefällt uns, dass es zwischendurch auch immer wieder kleine Texte gibt, in denen man etwas zu den Szenen lernt. Auch Meilensteine der Raumfahrt gibt es beispielsweise.
Mein Fazit: Stickerbücher sind unheimlich praktisch, weil sich Kinder damit recht lange sehr gut beschäftigen können – deswegen benutze ich sie auch gern für Reisen. Das Thema Raumfahrt mit allem, was dazu gehört, kommt hier immer gut an und so hat das Forschermädchen schon fleißig und begeistert geklebt und wird den Rest der Sticker sicherlich auch noch verteilen.
Eines geht noch… Das letzte Buch für diesen Monat ist ein Buch, was ebenfalls ganz nach unserem Geschmack ist: „Basteln, Spielen, Experimentieren“ heißt es und genau das ist auch das Programm.
Hier gibt 365 kleine Basteleien, Spiele und Experimente, allesamt mit einem naturwissenschaftlichem Hintergrund. Perfekt also, um jede Menge auszuprobieren, zu entdecken und natürlich auch zu lernen. Was mir extrem gut gefällt, sind die Utensilien, die man braucht. Oft finde ich sie in solchen Büchern viel zu speziell. Es nervt mich einfach, wenn man für die meisten Sachen erst einmal einkaufen fahren muss und dann die Rest von irgendwas ewig im Schrank rumliegen. Hier wurde sehr darauf geachtet, dass man afst alles wirklich im Haus oder in der Natur findet. Die Experimente an sich sind sehr gut beschrieben, es gibt viele Schritt – für – Schritt – Bilder, denen auch die Nichtleser folgen können. In kleinen Kästen stehen kurze Erklärungen zu den beobachteten Phänomenen.
Mein Fazit: Sehr gut durchdachtes Buch zum Thema Experimentieren mit Kindern. Hieraus werden wir sicherlich noch einige Ideen umsetzen. Im Moment lese ich dieses Buch sogar regelmäßig als Gute-Nacht-Geschichte vor, weil das Forschermädchen darauf besteht.
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Das Buch „Zu Risiken und Nebenwirkungen fragen Sie Ihre Türklinke“ von Susanne Thiele umfasst 270 Seiten, kostet 12,99 Euro und erschien im Heyne Verlag. Das Buch könnt ihr beispielsweise direkt beim Verlag, beim örtlichen Buchhändler oder bei Amazon bestellen.
Das Buch „Genpoolparty“ von Martin Moder umfasst 210 Seiten, kostet 19 Euro und erschien im Hanser Literaturverlag. Das Buch könnt ihr beispielsweise direkt beim Verlag, beim örtlichen Buchhändler oder bei Amazon bestellen.
Das Buch „Lise Meitner“ von David Rennert und Tanja Traxler umfasst rund 220 Seiten, kostet 24 Euro und erschien im Residenz Verlag. Das Buch könnt ihr beispielsweise direkt beim Verlag, beim örtlichen Buchhändler oder bei Amazon bestellen.
Das Buch „Grössen der Mathematik“ von Ian Stewart umfasst knapp 480 Seiten, kostet 12 Euro und erschien im Rowohlt Verlag. Das Buch könnt ihr beispielsweise direkt beim Verlag, beim örtlichen Buchhändler oder bei Amazon bestellen.
Das Buch „Das große Panoramabuch – Unser Sonnensystem“ kostet 11,95 Euro und erschien im Usborne Verlag. Das Buch könnt ihr beispielsweise direkt beim Verlag, beim örtlichen Buchhändler oder bei Amazon bestellen.
Das Buch „Mein Stickerbuch – Abenteuer Raumfahrt“ umfasst 24 Seiten (plus Stickern), kostet Euro 6,95 und erschien im Usborne Verlag. Das Buch könnt ihr beispielsweise direkt beim Verlag, beim örtlichen Buchhändler oder bei Amazon bestellen.
Das Buch „Basteln, Spielen, Experimentieren“ umfasst knapp 130 Seiten, kostet 16,95 Euro und erschien im Usborne Verlag. Das Buch könnt ihr beispielsweise direkt beim Verlag, beim örtlichen Buchhändler oder bei Amazon bestellen.
Vielen Dank für die Bereitstellung als Rezensionsexemplar.
5 Gedanken zu „Was ich im April gelesen habe…“